Seit Jahren gibt es immer mehr Firmen und Marken, die in China produzieren lassen oder von dort stammen. Grundsätzlich tun wir Europäer, insbesondere wir Deutschen, uns schwer, diesem "Trend" sachlich zu begegnen. Immer wieder liest man in anderen Foren abwertende Begrifflichkeiten, wie z. B. "Chinakracher", "Chinaböller", "China-Schrott". Kurioserweise geben viele von uns sehr viel Geld aus für z. B. Markenturnschuhe von deutschen oder amerikanischen Firmen, die völlig unverholen ihre Produktionsstätte Made in Taiwan oder China auf dem Produkt dokumentieren. Warum haben wir damit kein Problem?
Oder mit der beweislichen Tatsache, dass viele europäische oder amerikanische Konzerne ihre Top-Markenprodukte der Unterhaltungselektronik in Fernost produzieren lassen?
Wissen Sie genau, wo Ihr Handy hergestellt worden ist? Oder Ihr Tablet? Oder Ihr Kopfhörer, mit dem Sie sämtliche Inputs von außen freiwillig unterdrücken?
Aus der gängigen Praxis wissen wir, dass z. B. Billig-Röhrenverstärker in der Bucht oder auf anderen Marktplätzen von hoch engagierten "Powersellern" (klingt nach gutem Service) für teilweise unter 200,- € angeboten werden. Dass diesen Preziosen keine allzu lange Lebensdauer außerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Garantiezeit aufweisen werden, ist auch klar.
Andererseits, was erwarten Käufer für diesen Kaufpreis zu erhalten? Um mal ein bisschen den "Klugscheißer" heraushängen zu lassen - man bekommt im Leben immer nur genau das, wofür man auch bereit ist, zu zahlen.
Es gibt durchaus ernst zu nehmende Firmen, die hervorragende Qualitäten herstellen, und die zu deutlich günstigeren Preisen als ihre europäischen Pendants anbieten. Mit voller Herstellergarantie und erstklassigem Service.
Kennt Ihr solche Firmen oder welche Erfahrungen habt Ihr mit Produkten aus Fernost gemacht?
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HiFi ist (Sonntag, 10 April 2016 17:53)
Hallo,
ja gibt es sicherlich.
Vor ca. zehn Jahre besaß ich mal einen Shanling CD -Player (obwohl hier nicht unbedingt ins Beuteschema passend).
Derartige Geräte basieren meist auf propperen Materialwert. Soll heißen, alles wiegt ein bissel mehr, was man für bezahlte Ware erhält, dicke Gehäuse, dicke Trafos, eine durchweg gute Verarbeitung, wenn man nicht ganz so genau hinschaut. Kanten können da durchaus etwas scharf sein. Gehäuse sehen etwas ungeschliffen aus.
Man sollte sich den Vertriebsweg genau anschauen, ebenso die Garantieleistung, existiert der deutsche Vertrieb auch noch später, wenn evtle Ersatzteile es zu beschaffen gilt.
Beim o.g. Hersteller wurde der deutsche Vertrieb eingestellt, weil die Leute sich die Geräte aus CN selbst beschafft haben, aber im Fall der Ersatzteilbeschaffung sich an den deutschen Vertrieb wandten, der allerdings die Reparatur aus verständlichen Gründen dann ablehnte.
Klanglich hörbare (!) Wunder wachsen auch in China nicht auf den Bäumen. Man darf nicht erwarten dass ein chinesisches Gerät für 700 Euro so klingt, wie ein 2000 Euro Gerät eines europäischen Herstellers, der kurioserweise ebenfalls in China bauen lässt, mit seinem teils Jahrzehnte langem Know-how es schaffte sich hier einen Namen zu machen.
Meinem Player Bezug nehmend, wuchs daraus die klangliche Ernüchterung, das Masse (10Kg) nicht gleich Klasse ist, und sattelte dann um auf englische Hersteller.
Wenn man heutzutage ein chinesisch gebautes Gerät mit einem ordentlich deutschem Vertrieb kaufen möchte, dann sieht die Preisgestaltung nicht mehr ganz so günstig aus und man sollte sich die Frage stellen, warum es dann ein zumindest in Deutschland recht unbekannter Hersteller sein soll, wenn man für ein paar mehr Euro und ein paar weniger Kilos einen am Markt etablierten Hersteller bekommen kann.
Wie gesagt, meine ich nicht die Hersteller die in Europa selbst entwickeln und in CN bauen lassen, sondern wo die ganze Entwicklung plus Herstellung in China stattfindet.
Dass gutes und bezahlbares HiFi (s. die einschlägigen Messen, wo deren Vertreter nicht nur ihre Geräte, sondern gleichzeitig ihre Rolex Armbanduhren vorführen) heutzutage leider nur noch schwer zu bekommen ist, steht auf einem anderem Blatt.
Wilmersdorfer (Mittwoch, 20 April 2016 21:51)
Hallo,
ja, ich kann meine Erfahrungen zu zwei chin. Geräten beitragen. Zwiespältig sind meine Erfahrungen mit einem Advance Acoustic CD-Laufwerk MCD 403 (NP knapp 800 €). Diese Firma lässt in Frankreich entwickeln und in China produzieren und besitzt in Deutschland mit Quadral einen sehr seriösen Vertrieb. Das Gehäuse und die Spannungsversorgung mittels dreier üppiger Ringkerntransformatoren machen zunächst einen sehr guten Eindruck. Nach einem Totalausfall konnte über den Vertrieb und deren Vertragswerkstatt erfreulicherweise nicht nur der defekte Trafo und eine Platine zu niedrigem Preis, sondern auch ein Schaltplan bezogen werden, sodass eine erfolgreiche Reparatur möglich wurde. Mein befreundeter Techniker zeigte sich aber über die interne Verarbeitung und die eingesetzten minderwertigen Bauelemente sehr enttäuscht, er riet mir vor dem Eintritt weiterer Defekte zu einem Verkauf des "Blenders". Da auch das klangliche Ergebnis nicht besser als zB bei einem 20-jährigen Arcam-Laufwerk war, bin ich dem Rat gefolgt.
Sehr positiv bin ich bislang angetan von einem chinesischen Verstärker, dem über ebay erworbenen Topping TP-60. Auch hier überzeugt angesichts des sehr niedrigen Preises von knapp 200 Euro zunächst die Gehäusequalität und Netzteilgestaltung.
Das wirklich überraschende ist aber die hohe Klangqualität, die auch von Freunden nach Quervergleichen mit hoch beleumundeten HighEnd-Verstärkern bestätigt wurde. Es geht sicherlich besser, aber wohl kaum zu diesem Preis.
Anmerken möchte ich abschließend, dass in meiner nunmehr 30-jährigen Hobby-Erfahrungen auch herbe Enttäuschungen mit amerikanischen HighEnd-Produkten und mangelnder Auskunftsbereitschaft deutscher Hersteller ebenso vorkamen.
Meine Hauptanlage besteht aus einer bunten Mixtur verschiedener Nationalitäten, wobei ich aber ebenfalls eine besondere Affinität zu britischen Produkten hege.
Aber das wäre eine andere Geschichte, nach der hier nicht gefragt war. Viele Grüße !